Chancen erkennen – digitales Lernen wird zur Normalität

09. Oktober 2020 - Alle Kategorien, Zukunft des Lernens

Im Gespräch mit den Expertenteam-LuB-Mitgliedern:
Margit Swetlik, ALTE LEIPZIGER – HALLESCHE Konzern
Jörg Rompf, TARGO Versicherungen
Jürgen Wentzel, Allianz Deutschland AG

„Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen“. Ob dieses Zitat tatsächlich dem griechischen Philosophen Aristoteles oder doch eher der Spiritualistin Cora L. V. Scott zugeschrieben werden muss, ist umstritten. Aber eines steht fest: Es ist so aktuell wie selten zuvor.

Egal wie weit die Unternehmen die Digitalisierung ihrer Weiterbildung bis zum Lockdown im März diesen Jahres vorangetrieben hatten – allen ist es in kürzester Zeit gelungen, nicht nur in weiten Teilen auf Home-Working-Modelle umzustellen, sondern auch den Großteil ihrer Weiterbildung zu digitalisieren. Das Ergebnis dieser enormen Kraftanstrengung  wird nicht nur von vorübergehender Natur sein, sondern dauerhafte Veränderungen nach sich ziehen. Wir haben in ein paar Unternehmen hineingehört, um dazu einen Eindruck über die Veränderungen der letzten Monate zu bekommen.

Ein Booster für die digitale Lerninfrastruktur

"Mit dem Lockdown war das beliebte Präsenzformat für verschiedenste Weiterbildungsthemen nicht mehr möglich. Wir mussten sehr schnell auf digitale Lernformate umstellen. Dies gelang uns in kürzester Zeit sehr gut. Unsere Gremien waren sehr kooperativ und schnell. Mit Corona hatten wir einen „Booster“, um unsere digitale Lerninfrastruktur weiter und schneller voranzutreiben. Im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung hatten wir mit dem Lockdown bereits das ein oder andere digitale Lernformat inkl. der Dokumentation von IDD-Weiterbildungszeit in der Planung zum Rollout. Das hat einiges vereinfacht. An anderen Stellen mussten wir komplett neu denken. So wurden die bereichsspezifischen Maßnahmen, die in der Vergangenheit überwiegend als Präsenzmaßnahmen stattfanden, in kürzester Zeit auf Online-Trainings umgestellt. Derzeit finden die ersten Weiterbildungsmaßnahmen wieder in Präsenzform unter der Einhaltung der festgelegten Hygienestandards statt, aber viele Angebote behalten weiterhin ihre digitale Form“.

Margit Swetlik, ALTE LEIPZIGER – HALLESCHE Konzern

Wir haben viele Erkenntnisse gewonnen, mit denen wir unser Angebot zielgerichtet weiter entwickeln

„Die TARGO Versicherung übernimmt in Kooperation mit der DVA für ihren exklusiven Kooperations­partner, die TARGOBANK, die vollständige IDD-Erstqualifikation und auch die Umsetzung der IDD-Weiterbildungs­anforderungen. Die Coronakrise hat zu einer äußerst schnellen und radikalen Anpassung zahlreicher Bildungsmaßnahmen geführt. Mehrtätige Seminare mussten quasi „overnight“ von Präsenz in Remote umgebaut werden, so dass nicht nur umfangreiche Seminarinhalte digitalisiert wurden, sondern auch neue Durchführungsformen gefordert waren. „Agiles Arbeiten“ und dies vollständig über digitale Medien und Kollaborationstools wie Microsoft Teams war demzufolge noch nie so wichtig wie in der Phase des Corona-Lockdowns. Um den Zertifizierungsprozess im hauseigenen LMS abzubilden, wurden zahlreiche neue Curricula definiert sowie weitere Lerninhalte produziert, welche die besonderen Umstände des Beratungsalltags unter Coronabedingungen erleichtern sollten. Im Zuge der Erstellung dieser Lernvideos wurde der hauseigene Video- und Medienraum weiter ausgebaut, um die Qualität der produzierten Lerninhalte weiter zu steigern. Die Erfahrungen der Remoteseminare sind vielseitig: Vorteile sind vor Allem die deutlich höhere Teilnehmerzahl und Reichweite sowie die Schonung von Kapazitäten (z.B. Seminarräume, Anreisen, Trainer, etc.). Herausfordernd stellen sich die fehlende Präsenz und damit auch Einbußen im Austausch zwischen Trainer und Seminarteilnehmern dar. Die Erkenntnisse der letzten Monate werden dazu verwendet, das Weiterbildungsangebot zielgerichtet weiter zu entwickeln.“

Jörg Rompf, TARGO Versicherungen

Die Lernkultur hat sich verändert

 „Wir waren zum Glück schon etwas vorbereitet – nicht auf die Pandemie, aber auf die Digitalisierung unseres Lernanagebotes. In den letzten Jahren hatten wir das einst noch sehr präsenzlastige Schulungsangebot bereits Stück für Stück auf digitale Formate umgestellt. Darüber hinaus hatten wir ein LMS, passende Autorentools (z.B. für Rapid Authoring) sowie On-Demand-Lernplattformen eingeführt. Die Voraussetzungen für ein digitales Lernen waren also geschaffen. Die „Lernkultur“ hierfür hatten wir allerdings noch nicht. Nach wie vor wurden Präsenztrainings besser angenommen als E-Learning & Co. Dies hat sich mit CORONA nun entscheidend geändert. Die Offenheit für digitale Formate hat sich deutlich erhöht. Dies mag an der Situation liegen, dass Präsenzseminare schlichtweg gestoppt wurden. Es kann aber auch daran liegen, dass die Vorteile von E-Learnings erkannt werden. Gerade im Homeoffice ist die gewonnene Flexibilität, d.h. ein zeit- und ortsunabhängiges Lernen, eine große Unterstützung. Die Zahlen sprechen auf alle Fälle für sich. Bei allen digitalen Angeboten haben wir steigende Nachfrage und die Evaluation hat sich ebenso verbessert. Fazit: Für den Bildungsbereich ist diese herausfordernde Zeit die Chance, einen wichtigen Beitrag zur Krisenbewältigung und Kontinuität zu leisten.“

Jürgen Wentzel, Allianz Deutschland AG

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