Social Learning mit Snapchat, Instagram und Whatsapp – Eine Buchrezension

30. April 2020 - Alle Kategorien, Mobile Learning, Social Learning

Autor: Chris Hollweg

Man hat das Gefühl, ein Buch eines amerikamischen Autors aufgeschlagen zu haben. #LERNSIEG – Erfolgreich lernen mit Snapchat, Instagram und Whatsapp folgt dem bekannten Lebenscoach-Schema „Ich war ungesund/übergewichtig/ausgebrannt/… /hier: ein „schlechter Schüler“, bis … [BITTE AN DIESER STELLE EIN EINSCHNEIDENDES ERLEBNIS EINTRAGEN]“.  

Aber der Eindruck täuscht. Der heute 19jährige Verfasser Benjamin Hadrigan stammt aus Österreich. Er wendet sich mit seinem Ratgeber an Schüler und Schülerinnen, denen er „Durchhaltevermögen“ im veralteten Schulsystem empfiehlt sowie genau jene Lernmethoden zu nutzen, mit denen „in Zukunft alle Lernen werden“. Eben diese Methoden hätten es Benjamin Hadrigan laut Klappentext ermöglicht, vom schlechten Schüler zum Einserschüler, mit Hadrigans Worten gesprochen, zum „Lernsieger“ zu werden und mit 15 Jahren parallel zur Schule ein Studium des Wirtschaftsrechts zu beginnen. Magic? Oder – frei nach Otto Waalkes – „Schlank und schön in fünf Minuten?“ Nein. Es wird an keiner Stelle des Buches so getan, als würde hinter diesen Erfolgen nicht harte Arbeit stecken.

Zunächst dreht sich gut 80 Seiten lang alles um Lernmotivation, einen Lerntypentest und Lernstrategien mit praktischen Handlungsempfehlungen, die erst einmal rein gar nichts mit Social Media zu tun haben. Das ist alles durchaus fundiert und bestimmt sehr hilfreich für die angepeilte Zielgruppe auf dem Weg nach „Lernsieger City“. Für mich war es eher eine Geduldsprobe, vor allem wegen des Chaka-Chaka-Schreibstils, dem ich nicht besonders viel abgewinnen kann. Aber das ist Geschmackssache. Ich habe ebenfalls Durchhaltevermögen gezeigt und es hat sich dann doch gelohnt.

Nach einer kurzen Antwort auf die Frage „Warum überhaupt mit Social Media lernen?“ (weil die Social-Media-Nutzer darin geübt sind,  Komplexes auf wesentliche Informationen zu reduzieren und diese zu kommunizieren) gibt Hadrigan Schrittt-für-Schritt-Anleitungen zur bestmöglichen Nutzung von Instagram, Snapchat und Whatsapp für das Lernen, aufgeschlüsselt nach Selbstlernen und Lernen in der Gruppe sowie unterteilt nach verschiedenen Lerntypen. Die Anleitungen sind so gestaltet, dass man sie auch umsetzen kann, wenn man mit dem jeweiligen Medium nicht vertraut ist. Und zu meiner persönlichen Freude ist der Schreibstil hier auch sachlicher. Die Anleitungen machen Lust, es selbst oder mit einer Lerngruppe auszuprobieren, auch wenn die Empfehlungen für den "motorischen Lerntyp" stellenweise sehr bemüht wirken, Social Media Learning als Königsweg für alle Lerntypen zu verkaufen. Und so sieht der Autor den Nutzen der drei Social-Media-Apps in aller Kürze:

Instagram - Aufteilung, Vereinfachung und Strukturierung des Stoffes

Instagram ist auf die Kommunikation durch Bilder, Videos und „Storys“ ausgerichtet. Die eigenen Beiträge sind nach Datum sortiert aufrufbar. Der Autor empfiehlt die bis zu fünf möglichen Accounts pro Person zu nutzen, um unterschiedliche Stoffgebiete visuell und audiovisuell aufzubereiten und gibt detaillierte Empfehlungen sowie Anleitungen hierzu, zur Lernplanung und zum Lernen in Gruppen. Der Kern der Empfehlungen ist, Instagram dafür zu nutzen, alleine oder gemeinsam ein Lernkarteikartensystem zu erstellen und zu verwenden.

Snapchat - Stoffestigung, Abfragen, Erhöhung der Lerngeschwindigkeit

Bei Snapchat werden Bilder und Videos nach dem Anschauen automatisch gelöscht. Das Zeitfenster der Sichtbarkeit ab Aufruf lässt sich begrenzt regulieren. Hadrigan nutzt dieses Prinzip, um aus Snapchat eine Art Prüfungstool für Lerntandems zu machen, deren Beteiligte sich im Wechsel Fragen stellen. 

Whatsapp - Gruppenanrufe, Mensch-zu-Mensch-Interaktion, gegenseitiges Helfen

Den größten Nutzen des vielseitigen Kommunikationstools Whatsapp sieht Hadrigan vor allem in den Gruppen-Calls, zu deren Planung und Durchführung er einige Tipps bereithält.

Nachdem weitere nützliche Apps für das Lernen kurz beschrieben werden, widmet der Autor die restlichen etwa 50 Seiten des Buches Lernstrategien und Tipps, die nicht Social-Media-spezifisch sind und die man auch in zahlreichen anderen Quellen findet. Hadrigan gibt aber Tipps für deren Anwendung in sozialen Medien.

Mein Fazit: Das Buch ist als praktischer Ratgeber für Schüler geschrieben und macht bewährte Lerntechniken für sie handhabbar. Sie lernen, wie man den Stoff verständlich aufbereitet und dafür die Medien nutzt, mit denen sie sehr vertraut sind und in denen sie sich auch gerne bewegen. Aber auch und gerade wenn man der Schulpflicht längst entwachsen ist, kann man sehr viel zum Thema Social Learning mitnehmen.

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